Von der Bärenjagd

Es war einmal vor langer, langer Zeit, da lebte ein tollkühner Ritter namens Kunibert. Ritter Kunibert hatte eine wunderschöne Frau, die hieß Lilofee. Gemeinsam hatten sie zwei Kinder, Bertus und Lilofine. Lilofine war drei Jahre älter als Bertus.

Wie es sich für einen richtigen Ritter gehört, hatte Kunibert ein stolzes Pferd, Flinker Fuß. Flinker Fuß war unsterblich verliebt in Schöne Blume. Schöne Blume war das Pferd von Ritter Waldemar. Ritter Waldemar wohnte auf der Nachbarburg und war der beste Freund von Ritter Kunibert.

Na, und dann gab es da noch den bösen, bösen Kaiser. Der lebte in der großen Stadt und wollte die Burg von Ritter Kunibert unbedingt für sich haben. Er versuchte immer wieder, sie zu erobern. Bis jetzt zum Glück vergeblich.

Hier sollte jetzt ursprünglich die Geschichte kommen, in der Lilofine das Fernglas erfindet. Aber das muss ich verschieben. Erst einmal bedarf es einer Erklärung. Ich bin neulich wirklich gefragt worden, warum Ritter Kunibert eigentlich tollkühn sei.

Bei Wikipedia steht, dass tollkühn ist, wer außergewöhnliche Risiken eingeht. Die Frage ist natürlich schon Quatsch und kommt von einem Erwachsenen. Coole Ritter sind definitionsgemäß tollkühn. Und dass Ritter Kunibert cool ist, daran besteht ja wohl kein Zweifel, oder? Aber na gut, hier die Erklärung:

Für Lilofee ist Kunibert tollkühn, weil er sie erobert und sich getraut hat, mit ihr zusammenzuleben.

Für Waldemar ist Kunibert tollkühn, weil er noch vor keinem großen Bier 🍺 zurückgeschreckt ist, obwohl er dann morgens immer Kopfschmerzen hat.

Für Bertus und Lilofine ist Kunibert schließlich tollkühn, weil er schon einmal einen Bären gefangen hat. Hat er zumindest gesagt.

Der Bär sei nachts immer wieder ins Dorf unterhalb der Burg gekommen und habe den Dorfbewohnern die gute Trockenwurst aus der Speisekammer geklaut. Da hätten die Dorfbewohner zu Kunibert gesagt: „He Kunibert, du bist unser Ritter und du hast versprochen, uns zu beschützen. Also los, beschütze uns vor dem Bären.“

Und dann habe Ritter Kunibert dem Bären eines Nachts aufgelauert. Er hätte alles dabei gehabt, was man zur Bärenjagd braucht:

Eine Streichholzschachtel (leer),
eine Pinzette und
ein Fernglas

Als der Bär dann ins Dorf gekommen sei, hätte Kunibert ganz leise die Streichholzschachtel aufgemacht, um den Bären nicht zu verschrecken. Dann hätte er mit der einen Hand das Fernglas vor die Augen gehalten – aber andersherum, sodass der Bär ganz klein zu sehen war. Mit der anderen Hand hätte er die Pinzette gehalten, damit den kleinen Bären gegriffen und in die Streichholzschachtel gesteckt. Schachtel zu, Bär gefangen.

Ritter Kunibert will den Bären später ganz weit weg im Wald ausgesetzt haben, wo er ja hingehört.

Einen Bären zu fangen, hätten sich Lilofine und Bertus nicht getraut. (Ich -Leo- mich übrigens auch nicht.) Da ist Ritter Kunibert ein ganz schön großes, also außergewöhnliches Risiko eingegangen. Der Bär hätte Kunibert ja mit seinen großen Pranken einfach umhauen können. Das war tollkühn, Kunibert!

So, jetzt ist klar, warum Kunibert tollkühn ist und wir können endlich weitermachen.


PS: Mit der oben genannten Ausrüstung lassen sich übrigens auch wilde Löwen, Krokodile und Einhörner fangen.

PPS.: Es gibt noch eine Alternative zum Fangen wilder Tiere. Ihr müsst ihnen einfach eine Prise Salz auf den Schwanz streuen. Dann bleiben sie stehen und können sich nicht mehr bewegen. Sie lassen sich so ganz leicht in einen Lastwagen heben und wegfahren.

Ritter Kunibert hatte aber keinen Lastwagen. Darum hat er das mit der Streichholzschachtel gemach.

Die Methode mit dem Salz wurde erstmalig auch mit einem Bären ausprobiert. Und weil sich der Bär dann wie gefesselt nicht mehr bewegen konnte, spricht man bei dieser Methode auch vom „Bärenbinden“ umgangssprachlich auch „Bären aufbinden“.


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